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Wenn die Hülsen am Boden liegen, ist die Ernte schwierig: Normalblättrige, halbblattlose und blattlose Erbsen


 

The improvements in standing ability (...)
appear to be without question.

(B. Snoad 1974)

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Im konventionellen Anbau werden fast ausschließlich halbblattlose Sorten als Körnerfuttererbsen angebaut. Normalblättrige Erbsen haben Nebenblätter an den Stängeln und bestielte, zusammengesetzte Fiederblätter, bei denen von der Blattachse zunächst paarweise Blättchen und dann paarweise Ranken ausgehen. Die Blattachse endet in einer terminalen Ranke. Beim halbblattlosen Typ sind die Nebenblätter normal ausgebildet, die Fiederblätter jedoch komplett zu Ranken umgeformt, was dazu führt, dass die Pflanzen sich stärker ineinander verhaken, wodurch sie wiederum standfester werden. Der normalblättrige Typ, der nur am Ende der Blattspindel Ranken ausbildet, findet fast ausschließlich im ökologischen Anbau Verwendung.

Zunächst wurde die halbblattlose Form als spontane Mutation in Argentinien entdeckt. In den 1970er Jahren begannen darauf aufbauend in Großbritannien Züchtungsarbeiten, die primär das Ziel einer besseren Standfestigkeit verfolgten (Jaranowski und Micke 1985). Die normalblättrigen Sorten lagen weit vor der Ernte meist mehr oder minder flach auf dem Boden, was zu hohen Mähdruschverlusten, einem starken Befall mit Pathogenen und zu Verschmutzungen führte. Daneben wurde erwartet, dass das tiefere Eindringen von Licht in den Bestand der Halbblattlosen eine verzögerte Seneszenz und somit verlängerte Photosynthese sowie die geringere Beschattung der unteren Hülsen eine gleichmäßigere Abreife zur Folge haben könnte. Ein verändertes Mikroklima im Bestand sollte gleichzeitig die Ausbreitung pilzlicher Krankheitserreger eindämmen (Snoad 1974). Eigenschaften, die auch bei Gemüseerbsen von Vorteil sein können. Parallel zu den Arbeiten in England begann in Polen die züchterische Arbeit an Halbblattlosen basierend auf einer mittels Gammastrahlen induzierten Mutation. Die erste Sorte wurde dort 1979 zugelassen (Jaranowski und Micke 1985).

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Halbblattlose Erbse Normalblättrige Erbse

 

 Neben dem halbblattlosen Typ gibt es auch einen, bei dem die Nebenblätter sehr stark verkleinert sind. Dieser wurde erstmals von Pellow und Sverdrup (1923) beschrieben. Es handelt sich um eine spontane Mutation, die 1915 bei einer Pflanze der Sorte ‘Duke of Albany’, einer sehr hochwachsenden Markerbsensorte aus dem 19. Jahrhundert beobachtet wurde. Die Kombination aus Halbblattlosigkeit und sehr stark verkleinerten Nebenblättern erwies sich zwar als der Typ mit der besten Standfestigkeit, allerdings führte das auch zu einer reduzierten Produktivität, was bei dem einfach halbblattlosen Typ nicht beobachtet wurde (Hedley und Ambrose 1981, Snoad et al. 1985).

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Feld mit halbblattloser Erbse

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Feld mit normalblättriger Erbse

 

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